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Ein besonderer Zugang zu Natur
Ralf Wilhelm Schmidt zeichnet Natur in großformatigen Bleistiftzeichnungen. Wolfgang Beiner trifft ihn in seinem Atelier in Caputh unmittelbar am Fährhaus. Hier zeichnet und präsentiert der Künstler seine Werke in einem urigen Ausstellungsraum. Seine Motive sind lebendig, jedes einzelne ein Individuum. Wir schauen großen Libellen in die Augen, hören förmlich das sommerliche Summen einer Hummel in einer Fingerhutblüte und blicken ehrfürchtig auf alte, knorrige, einzigartige Bäume.
Herr Schmidt, Ihre Werke offenbaren einen sehr genauen und liebevollen blick auf die Natur. Wie und in welchem Alter wurde Ihr Interesse an der Natur geweckt?
Ich war bereits als Kind sehr naturverbunden, mein Vater nahm mich mit zum Angeln. Oft besuchte ich meine Oma auf ihrem Bauernhof. Daher entwickelte sich früh meine Affinität zur Natur. Auch meine berufliche Laufbahn zeugt davon; zunächst arbeitete ich als Tischler mit dem Naturmaterial Holz, später wurde ich Forstarbeiter und die Natur war mein täglicher Arbeitsplatz.
Wie oft sind Sie heute in der Natur?
Ich bin sehr häufig in Natur und Landschaft unterwegs, im Sommer oft täglich. Die Natur inspiriert mich, ich finde dort meine Motive. Sich in der Natur zu bewegen ist ein besonderer Seinszustand für mich, das Fundament der Kreativität. Hier entwickle ich meine Ideen.
Wie kam es dazu, dieses Naturinteresse auch künstlerisch umzusetzen?
Meine zeichnerische Arbeit begann ich erst vor fünf Jahren. Jedoch war ich bereits zuvor künstlerisch tätig und fertigte Skulpturen aus Holz. Arbeitswerkzeug war eine Motorsäge. Durch eine längere Krankheit konnte ich meinen Beruf als Forstwirt nicht mehr ausführen. In dieser Zeit habe ich viel gelesen, sicherlich auch unbewusst gesucht, und eines Tages fiel mir ein altes Klosterkräuterbuch in die Hände. Die feinen Naturzeichnungen beeindruckten mich sofort, es war ein besonderer Zugang zur Natur und für mich wie eine Offenbarung.
Was bedeutet das Zeichnen für Sie?
Das Zeichnen ist eine Art Berufung wie auch ein meditativer Zustand. Es ist eine Form des Erkennens, des Eintauchens und natürlich auch ein schöpferischer Vorgang im Versuch, Bäume oder Tiere zeichnerisch zum Leben zu erwecken. Die Zeichnung will auch einen bestimmten Augenblick, eine Stimmung festhalten.
Besucher Ihres Ateliers sind fasziniert von Ihren Zeichnungen. Manche Ihrer Bilder füllen halbe Wände, gleichwohl sind sie bis ins kleinste Detail fein gezeichnet. Wie kamen Sie zum großen Format?
Zunächst habe ich meine Arbeiten kleinformatig begonnen. Dann kam der Wunsch als Betrachter in die Szenerie ganz eintauchen zu können, sich in ihr durch einen bestimmten Blickwinkel direkt zu befinden, die Natur in sich aufzunehmen. Zudem lassen sich kleine, sonst flüchtige Tiere, etwa Libellen, auf diese Art dem Betrachter sehr nahe bringen. Dies lässt sich nur durch ein großes Format umsetzen. Die Wirkung ist Natur im Raum.
Wir stehen hier vor Ihrem beeindruckend großen Bild eines Eisvogels am Bach, es ist zwei Meter groß. Wie viel Zeit hat diese Zeichnung in Anspruch genommen?
An dieser Zeichnung habe ich etwa sieben Monate gearbeitet. Die Umsetzung der Proportionen und Lichtverhältnisse erforderte viele Vorzeichnungen.
Was drücken Ihre Zeichnungen für Sie aus, gibt es eine Botschaft?
Als Kinder waren wir fast alle naturverbunden. Ich möchte den Menschen auf meine Art einen bestimmten Blickwinkel, einen besonderen Zugang zur Natur verschaffen und damit an ihre Beziehung zur Natur aus ihren Kindertagen anknüpfen. Ohne die Natur können wir nicht leben, sie ist durch nichts zu ersetzen. Sie ist Wahrhaftigkeit pur.
Haben Sie schon einmal überlegt, mit Naturschützern zusammenzuarbeiten?
Zum Beispiel bei naturkundlichen Wanderungen, vielleicht auch in Zeichenkursen?
Auch ich begreife mich als Naturschützer, wenn auch mein Zugang eher individueller Art ist, wie auch das Eintauchen in die Natur etwa zur Motivsuche. Ich freue mich natürlich sehr, wenn naturverbundene Menschen sich von meinen Bildern anregen lassen und lade in meinem Atelier herzlich dazu ein.
Einen Blick auf die großformatigen Originale für Naturfreunde, ggf. verbunden mit einer Radtour um den Schwielowsee kann auch der Sandlatscher sehr empfehlen.
Ralf Wilhelm Schmidt
Atelier & Galerie
Straße der Einheit 91 in Caputh
Tel.: 0177/3321164
info@ralfwilhelmschmidt.de
Öffnungszeiten: Di, Fr, Sa 13:00 Uhr - 19:00 Uhr
Zur Website und Bildergalerie: www.ralfwilhelmschmidt.de