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Flucht durch den Klimawandel
Flucht durch den Klimawandel: Antworten und
Lösungen für die internationale Migration -
Mamadou Mbodji zu Besuch bei den NaturFreunden Brandenburg.
Prominenten Besuch konnten die NaturFreunde Brandenburg am 30.06.2015 im „Haus der Natur“ in Potsdam begrüßen: Mamadou Mbodji, Vizepräsident der NaturFreunde Internationale (NFI) und Präsident des „African NatureFriends Network“ (RAFAN) und der senegalesischen NaturFreunde, hielt einen sehr eindrucksvollen Vortrag zu den Ursachen von Flucht in afrikanischen Ländern und den Zusammenhängen mit dem Klimawandel.
Zunächst stellte NaturFreund Mbodji fest, dass die globale Erwärmung ist allseits bestätigt und anerkannt ist. Hauptverursacher sind die industrialisierten westlichen Staaten, aber auch die BRICS-Staaten. Der afrikanische Kontinent trägt lediglich 4 % zum Klimawandel bei, trägt jedoch 95% der Folgen.
Afrika habe jedoch nicht die Mittel, um sich vor den Gefahren der Klimafolgen schützen zu können. Etwa die Hälfte der afrikanischen Einkommen kommen aus der Landwirtschaft, weitere große Anteile sind Fischfang und Tourismus. Alle drei Bereiche sind durch den Klimawandel bedroht. Mamadou Mbodji erläutert dies eindringlich am Beispiel des Tschad-Sees und dessen Wasserabsenkung sowie an der Bedeutung der Mangroven, welche den Salzgehalt der Küstengewässer regeln und ebenfalls bedroht sind. Dies bedroht auch die Existenzmöglichkeiten der dort lebenden Menschen, der Fischfang geht zurück, die Küsten sind nicht mehr gegen Überschwemmung geschützt.
Die Liste der Folgen des Klimawandels in Afrika für die Menschen ist sehr lang. Die Fischbestände sind stark dezimiert. Der kultivierte Boden ist vielerorts ausgelaugt und devastiert, in den Küstenregionen, in denen ein großer Teil der Bevölkerung lebt, wird der Landverlust an das Meer immer größer.
NaturFreund Mbodji benennt auch andere Ursachen für einige der Probleme, etwa die Überfischung der Fanggründe der einheimischen Fischer durch ausländische Fischfangkonzerne. Die Devastierung der Böden war in der Vergangenheit auch auf den in der Kolonialzeit erzwungene Anbau von Erdnüssen zurückzuführen, mit dem gleichzeitig die Kultivierung und der Erhalt der Böden durch den traditionellen Getreideanbau verhindert wurde.
Jedoch verstärkt und beschleunigt der Klimawandel diese Probleme stark.
Mamadou Mbodji: „Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen den Folgen des Klimawandels und dem Anwachsen der großen existentiellen Probleme der afrikanischen Bevölkerung.“
Die Bevölkerung hat den Veränderungen oftmals nichts entgegenzusetzen.
„Wenn die Menschen in ihrer Existenz bedroht sind und es keine Möglichkeit der Verbesserung der Lage gibt, ist die logische Folge die Migration“.
Dies geschieht in der ersten Phase nicht in die Ferne, sondern findet im Land selbst statt, die Menschen wandern vom Land in die Städte ab, mit der Folge der Überpopulation der Städte und damit auch dort zu mangelnder Ernährung und Wasserversorgung bis hin zu Seuchen.
Erst der zweite Schritt ist die Migration nach Europa und die westlichen Staaten, „zu den Hauptverursachern, wo die Welt rosa erscheint“.
Auch für Migration gebe es weitere Gründe: Kriege, auch politische und religiöse Gründe. Jedoch führen die Folgen des Klimawandels zur größten Zerstörung der Lebenssituation der Menschen.
Mamadou Mbodji appelliert an die internationale Gemeinschaft: “Afrika ist in größter Gefahr. Die internationale Gemeinschaft muss bei der Lösung involviert werden und sich gegen die Destabilisierung Afrikas engagieren“.
Er stellt die Frage, ob man glaube, eine Grenzschließung könnte das Problem wirklich lösen und die Flüchtlingsströme aus vom afrikanischen Kontinent verhindern, oder ob nicht vielmehr eine internationale Lösung, auch aus der historischen Verantwortung heraus, für die Menschen in Gefahr erforderlich sei.
Dabei gehe es nicht um Bestrafung der Verursacherstaaten, sondern angesichts der Verteilung der Folgen des Klimawandels schlicht um Klimagerechtigkeit.
Wie kann eine Lösung aussehen? Mbodji „Es muss internationale Unterstützung zur Anpassung Afrikas an die Klimafolgen geben. Diese dürfe nicht topdown von oben herab nach Vorstellungen der westlichen Industriestaaten geschehen, sondern es müssen „afrikanische Lösungen für die Probleme in Afrika“ sein.
Die afrikanischen NaturFreunde von RAFAN zeigen Lösungswege auf. Sie stehen in engem Kontakt mit den staatlichen Vertretern und werden als Berater geschätzt. Mit Unterstützung der NaturFreunde Internationale aber auch europäischen Landesverbänden bis hin zu NaturFreunde-Ortsgruppen aus Deutschland setzen sie konkrete, nachhaltige Projekte in enger Zusammenarbeit mit der Bevölkerung nach deren Bedürfnissen um.
Ziele sind Entwicklung der Dörfer, Ausbildung von Multiplikatoren, Entwicklung von Maßnahmen zur Arbeitserleichterung, Wasserversorgung, nachhaltige Lebensmittelproduktion.
Als „Best Practice“-Modellprojekte in verschiedenen Bereichen wurden .
So wurde eine zentrale Solarstrom-Versorgungsstation für mehrere Dörfer erstellt, mit den Bäuer*innen wurden effizientere Methoden der Früchteverarbeitung und Konservierung zur nachhaltigen Existenzsicherung entwickelt, Mangrovenanpflanzungen zur Küsten- Fischfangsicherung durchgeführt und für die dringende Bildung als der wesentliche Zukunftsfaktor eine Mädchenschule gegründet. Weiter wurde der Gemüseanbau verbessert und die Hühnerzucht gefördert.
Ein sehr erfolgreiches Projekt auch sind Obstbaumpflanzungen in Höfen und Innenbereichen der Dörfer, in denen auch neue Sorten getestet werden. Die Bäume werden von den Dorfbewohnern gepflegt und dienen so einer nachhaltigen Subsistenzwirtschaft, der Verbesserung der Ernährungssituation und dienen der CO2-Speicherung.
Für diese Projekte und die weitere Entwicklung sind dringend Spenden notwendig. Der Geldfluss und die Verwendung sind transparent und nachweisbar. Alle mit den Projekten verbundene Arbeit der NaturFreunde vor Ort wird ausschließlich ehrenamtlich geleistet, oft auch mit eigenen Mitteln finanziert. Mamadou Mbodji hat Fotos der Projekte mitgebracht und von den Besuchen der Spender, die zur Besichtigung der Projekte herzlich eingeladen sind.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Uwe Hiksch, NaturFreunde Deutschlands.